Bestandsaufnahme und Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs in der Diözese Würzburg – Stellungnahme von Wildwasser Würzburg e.V.

Wildwasser Würzburg e.V. begrüßt das Vorgehen der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Würzburg (UKAM), ein Gutachten zur „Bestandsaufnahme und Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs in der Diözese Würzburg“ mit 14 diesbezüglichen Fragen in Auftrag gegeben zu haben. Die am 8. April 2025 vorgestellte Studie nimmt den Bereich der verfolgbaren Straftaten von 1945 bis 2019 in den Blick und macht deutlich, wie Täter*innen über Jahrzehnte innerhalb der Kirche agierten – und geschützt sowie deren Taten verschleiert wurden. Missbrauchshandlungen wurden vertuscht und Betroffene blieben den Täter*innen dadurch ausgeliefert und mit ihrem Leid alleine.

Durch die Veröffentlichung und die Übergabe des Gutachtens an den Bischof wird die Verantwortungsübernahme hinsichtlich Aufarbeitung und Anerkennung des Leids der Betroffenen deutlich. Das Gutachten sei nur ein Teil der notwendigen Aufarbeitung, die UKAM gibt auf dessen Basis Empfehlungen „zur Weiterentwicklung der Präventions- und Interventionskonzepte bei sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch im Bistum Würzburg“. Die Anstrengungen zur Prävention in den letzten Jahren wird gewürdigt und als sinnvoll erachtet.

Betroffene fordern weitere Schritte für eine umfassende Aufarbeitung der Gewalt.  Dies sind neben der zügigen Umsetzung der Handlungsempfehlungen der UKAM Wiedergutmachung und Entschädigung für die erlittene Gewalt. Denn Betroffene von sexualisierter Gewalt tragen manchmal ein Leben lang an deren Folgen. Wildwasser Würzburg e.V. möchte ergänzen, dass Präventionsmaßnahmen nicht ausreichen. Der Gutachter Schneider benennt ausdrücklich die Machtstrukturen innerhalb der Diözese, die die Taten ermöglichten und den angemessenen Umgang mit Meldungen verhinderten.

Es braucht das Sichtbarmachen von Missbrauch und Gewalt – auch der Täterstrategien unter Ausnutzung ihrer Stellung als Geistliche.  Dazu ist Transparenz nötig, um die Verschleierung und den Schutz der Täter aufzudecken. Konsequentes Hinsehen und kritisches Hinterfragen der Machtstrukturen innerhalb der Kirche muss auf der Grundlage des Gutachtens erfolgen. Denn nicht zuletzt die patriarchalen Strukturen schaffen den Boden für die Ausübung und Fortsetzung von sexualisierter Gewalt.

Die Erklärung der Diözese durch Bischof Jung zum Gutachten vom 14. April enttäuscht. „Aufarbeitung sieht anders aus“, äußerte ein Betroffener uns gegenüber. Dass der emeritierte Bischof Hofmann erst nach „eingehender Lektüre“ des Gutachtens um Entschuldigung bittet, zeigt, dass er bislang nicht bereit war Verantwortung zu übernehmen. Auch der bisherige Domkapitular Geist, der bis 2010 Missbrauchsbeauftragter und Personalchef des Bistums war, räumt erst jetzt „Versäumnisse“ beim Vorgehen bei gemeldeten Missbrauchsfällen ein. Als Konsequenz verzichte er auf seine „Mitgliedschaft im Domkapitel, die Zelebration öffentlicher Gottesdienste und auf pastorale Veröffentlichungen“. Dies habe Jung als „bemerkenswertes Zeichen“ gewertet, das für den 85jährigen Geist mit „erheblichen finanziellen Einbußen“ verbunden sei (MAIN POST vom 14.4.2025). Wie mag das für Betroffene klingen? Viele können wegen der Gewaltfolgen oft nicht regulär arbeiten und müssen im Alter in Armut leben. Hier erschreckt, wie wenig Einfühlungsvermögen die Mächtigen im Bistum mit den Betroffenen aufbringen.

Letztere und Wildwasser Würzburg e.V. werden nachfragen, welche konkreten Maßnahmen aus den Empfehlungen der Aufarbeitungskommission bis zum „Spätsommer“ abgeleitet werden. Die Anliegen der Betroffenen und der Schutz von Kindern und Jugendlichen, aber auch abhängigen Erwachsenen innerhalb des Systems Kirche muss oberste Leitlinie für Aufarbeitung und Prävention sein.



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